Barre des Écrins Normalweg

Der südlichste 4000er der Alpen, formschön und mit unverwechselbarer Ästhetik, hat neben uns auch einige andere Aspiranten angezogen. Zumindest ist die Écrins Hütte ausgebucht und unserer Spontanität geschuldet sind wir die Gäste zu viel. Mit unter den Ersten, die die Hütte erreichen, sind wir auf der Pole Position, falls jemand der reserviert hat abspringt. Das Früh-dran-sein zahlt sich aus und die Nacht vor dem Gipfeltag verbringen wir nicht im Essensaal, sondern auf einer gemütlichen Matratze in einem der großen Zimmerlager.

Die meisten der Gäste frühstücken mit uns und das nervöse und hektische Hin und Her vom Essen über Klogang bis zum Fertigmachen und losmarschieren kann einen nachdem xten Rempler von irgendjemanden schon einmal nerven. Doch auch wir können uns nicht ausnehmen, schließlich geht es darum am Grat vorne weg zu klettern und nicht hinten zu warten. Eine Straße von Stirnlampen setzt sich wie zäher Verkehr in Bewegung. Das Flachstück am Gletscher begehen wir zügig und überholen so die meisten. Im steileren Teil sind wenige Gletscherspalten die ein Problem darstellen, nur eine steilere schmale Schneebrücke erfordert Aufmerksamkeit. Bereits hier sind wir vorne weg. Während der Querung Richtung Brèche Lory geht die Sonne auf und am Horizont im Norden zeichnen sich von Mont Blanc bis Matterhorn und Monte Rosa die Prominenz der Westalpen ab.

Hinauf zum Bèche Lory wartet eine kurze Stelle von 15 m die zum Teil Blankeis aufweist und mit leichter Eiskletterei überwunden werden muss. Im Col angekommen entscheiden wir uns ohne Steigeisen weiterzuklettern und in die rechte steile Variante der ersten felsigen Meter anzugehen. Nahezu senkrecht, verlangt die III+/IV- Kletterstelle etwas Mut und Kraft - ein richtiger Kaltstart. Die 10 m sichern wir, danach folgen wir dem Grat, teilweise etwas links unterhalb, teilweise direkt auf Messerschneide, Richtung Gipfel. Südseitig bricht die Barre des Écrins steil zum Glacier Noir ab und so mancher Meter Richtung Gipfel wird mehr krabbelnd wie ein Käfer, als eleganter Kletterer zurückgelegt - ganz schön exponiert!

Viele unsrer Verfolger biegen am Brèche Lory rechts auf den Dome de Neige ab und die Beiden vor uns sind schon fast am Gipfel. In stiller Einsamkeit mit herrlichen Rund- und Tiefblicken balancieren wir am kurzen Seil, gesichert über Felszapfen, zum Gipfel. Die Vorhut befindet sich schon wieder auf dem Abstieg ehe wir den Gipfel erreichen. 

Schließlich ist es geschafft. Alleine am Gipfel, Sonne,  Ausblick, Wow...

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Bergell Durchquerung – Alleine unter Granitriesen

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Leuchtender Tag - Pallavicinirinne Großglockner